Im Jahr1602 kaufte Freiherr Christoffel von Berlepsch zu Burg Seebach von Junker Jost Christian von Seebach zu Cammerforst für 5000 Florinth-Gulden im Hainichwald 510 Acker Holz. In den Jahren darauf entsteht das (bis heute so genannte) „Seebacher Forsthaus“, oder wie es im kammerforster Dialekt heißt, das „Siebsche Huus“

Die Familie Berlepsch lebt von dieser Zeit an in einem Haus, weit ab von den nächsten Wohnhäusern aber mit einem herrlichen Blick über das Thüringer Becken, direkt am Waldrand des heutigen Naturparks Hainich. In Ihrem Hause gewähren Sie des weiteren Ihren Bediensteten mit Familie Wohnraum. Sie unterhalten Jäger und Holzknechte, um sich das Leben zu erleichtern.

Im Jahre 1890 läßt der Ornithologe Freiherr Hans von Berlepsch zu Burg Seebach das alte, am Saume des Hainichs bereits bestehende Forsthaus weitgehend neu erbauen. Es entsteht der Längsbau, mit dem Erker und der Vorbau (Balkon) am alten Quergebäude (forderes Haus).Im folgenden Jahr bezieht der spätere Nestor des Vogelschutzes das Haus mit seiner Gattin Frances von Berenberg-Gossler (1868–1951) zur Bewirtschaftung des Waldes, besonders aber, um den hier lebenden Singvögeln Nistgelegenheiten zu geben.

Der 1857 auf der Burg Seebach geborene Vogelkenner hat große Freude an der Natur, an Tieren und insbesondere an Vögeln. Durch viele Reisen erwarb er ein großes Wissen über die Vogelwelt. 1908 entsteht eine durch ihn gegründete Versuchsanstalt für Vogelschutz, später die Vogelschutzwarte Rossiten in Ostpreußen. Mit Hilfe seines sehr großen Wissens über Lebensraumansprüche und Nistgewohnheiten von Vögeln, gestaltet er in den Jahren 1884/85 den Obstgarten der ehemaligen Wasserburg Seebach, in einen noch heute zu besichtigenden und nur ca. 15 Kilometer von Kammerforst entfernten Vogelschutzpark um. Durch sein großes Engagement wird er 1923 von der Universität Halle zum Doktor honoris causa ernannt. Die Herren von Berlepsch führen zu dieser Zeit in ihrem Wappen fünf Sittiche, verliehen vom Kaiser Freidrich nach einem Kreuzzug.

Nach dem 2. Weltkrieg, im Jahre 1945 wird die Familie Berlepsch enteignet und muss ihr über alles geliebtes Haus verlassen. Einst wurde das Forsthaus von Freiherr Hans von Berlepsch als „Der schönste Platz auf der ganzen Welt“ bezeichnet.Nach dem Auszug der Familie Berlepsch wohnen vorübergehend Evakuierte aus Tschechien im auch Forsthaus, da es in Kammerforst selbst nicht genügend Wohnmöglichkeiten gibt. Doch bereits Ende der 50er Jahre wird das Forsthaus wieder verlassen, denn die Versorgung, vor allem mit Wasser, was zur damaligen Zeit aus einem Brunnen geholt werden muss, ist sehr mühsam.

Das auch als „Hainichhaus“ bezeichnete Forsthaus wird von dem Gärtnereibetrieb Edelweiß übernommen und als Touristenstation angeboten. Vergleichbar ist dies mit einem heutigen Ferienlager, in dem Kinder über einige Tage untergebracht werden und dort Informationen über die Natur erhalten. Weiterhin werden Schulungen des Betriebes abgehalten. Später kommt es zu Zusammenschluss des Gärtnereibetriebes und dem VEB (Volkseigenen Betrieb) Grünanlagebau. Die Bewirtschaftung wird weitergeführt wie zuvor. Nur Kinder von Mitarbeiter von „Grünanlagenbau“ werden in das Jugendferienlager aufgenommen, anderen wird der Zutritt oder schon das zu Nahe kommen verweigert. Weiterhin werden große Schulungen für die Mitarbeiter abgehalten und auch die Möglichkeit etwaige Familienfeiern hier stattfinden zu lassen, war möglich. Allerdings sind auch hierfür offiziell nur die Mitarbeiter des Betriebes und deren Familien bestimmt. Das Ferienlager für die Kinder ist im Sommer geöffnet und im Winter geschlossen.

In den 70er Jahren wird die alte noch vorhandene Scheune der Familie Berlepsch abgerissen und durch ein neues Wohnhaus ersetz, das heutige Haus hinter dem Forsthaus. Es entstehen neue Übernachtungs- und Veranstaltungsmöglichkeiten. Leider kommt es nicht mehr zum kompletten Ausbau des neuen Gebäudes. Ende des Jahres 1989 werden die Tore des Forsthauses für lange Zeit geschlossen. Es bleibt zwar Eigentum des Betriebes aber wird nicht weiter genutzt. Lediglich einer Familie wird erlaubt, im Forsthaus zu bleiben und sich um die Gebäude zu kümmern.

1993 wird Grünanlagenbau ein Teil der heutigen Tupag, die somit das Eigentum des Hauses übernimmt.

Im Jahr 2002 wird das Forsthaus „Siebsches Huus“ von der Gastwirtsfamilie Rettelbusch aus Kammerforst käuflich erworben. Innerhalb der kommenden Jahre baut die Familie Rettelbusch, die bereits in 8. Generation das Gasthaus und Rennstieg-Hotel Rettelbusch in Kammerforst betreibt, das wunderschöne Forsthaus zu einer Ausflugsgaststätte und Hotel direkt am Naturpark Hainich mit Blick auf Baumkronenpfad und Nationalpark Hainich aus.

Im Jahr 2010 wird die größte Neuerung eingeweiht. Der neue Panorama-Wintergarten ist fertig und bietet bis zu 80 Personen eine tolle 70km! Aussicht über das Thüringer Becken – bei jedem Wetter.

Am 20.10.2010 wird der sagenumwobene Klingbrunnen „Der Schlund in des Hainichs Untergrund“ komplett freigelegt und bietet neben tollen einblicken in die Tiefe auch mysteriöse Geräusche.

Quellen:
Hainich-Geschichtsbuch des Verlag Rockstuhl, Herausgegeben von Harald Rockstuhl; 3. Auflage Jahr 2003
sowie die alten Überlieferungen unseres Opas Arndt Rettelbusch